Neubau eines Mittelkalorik-Kraftwerks – MKK Bremen

1. Allgemeines:

Die swb Erzeugung GmbH & Co. KG hat auf dem Gelände des Kraftwerk Hafen unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur ein Kraftwerk zur energetischen Verwertung von mittelkalorischem Brennstoff, Mittelkalorik Kraftwerk (MKK), errichtet.

Das MKK wurde in dem Maschinenhaus der früheren Kohlekraftwerksblöcke 1 bis 4 angeordnet. Das Maschinenhaus wurde im Rahmen der vorbereitenden Maßnahmen im Bereich des Baufeldes zurückgebaut bzw. abgebrochen.

Während der gesamten Bauzeit waren die restlichen Kraftwerksblöcke in Betrieb. Die Baustellenlogistik musste deshalb der Logistik des laufenden Kraftwerksbetriebes angepasst werden. Während der gesamten Bauzeit kam es zu keinen Störungen des Betriebsablaufes des Kraftwerkes.

Terminlicher Ablauf:

07/2007 Beginn Gründungsarbeiten (Spundwandkasten Anlieferbunker,
Bodenertüchtigungsmaßnahmen im Bereich Kesselhaus, Voll-
verdrängungsbohrpfähle im Bereich Abgasreinigung, Siloverladung
und Schornstein)
10/2007 Gleitung Treppenturm, Beton- und Mauerarbeiten Betriebsgebäude
und Speisewasserpumpenraum
12/2007 Gleitung Bunker 1. Gleitabschnitt, Stb.-Decken Bunker
02/2008 Gleitung Bunker 2. Gleitabschnitt , Stb.-Decken Bunker (Fertig-
stellung Rohbauarbeiten Bunkerbauwerk)
03/2008 Gründungsbauteile Abgasreinigung, Siloverladung, Schornstein
04/2008 Stahlbetonbauteile Anlieferbereich
ab 09/2008 äußere Ver- und Entsorgungsleitungen, Straßenbau
ab 11/2008

erfolgte der Probebetrieb des MKK. Am 06.11.2008 fand die Ab-
nahme der Bauleistungen für die Tief- und Rohbauarbeiten statt.



2. Bauteile:

2.1. Müllbunker

Der Müllbunker besitzt ein Stapelvolumen von 7.750 m³ mit einer weiteren Reserve von 1.600 m³. Der Müllbunker unterteilt sich in die Bereiche Anlieferbunker, Lagerbunker und Schlackebunker

Die äußeren Abmessungen des Müllbunkers betragen:

Länge ca. 29,00 m
Breite ca. 45,00 m
Höhe ca. 50,00 m


Die Baugrube des tieferliegenden Bereiches des Anlieferbunkers wurde durch Stahl-Spundbohlen gesichert. Da eine Rückverankerung der Spundwandbohlen mittels Verpressanker in den anstehenden Baugrund nicht möglich war, musste der Spundwandkasten durch horizontale Aussteifungen aus Profilstahl (ca. 300 t) ausgesteift werden. Die ca. 14 m langen Spundwandbohlen wurden vibrationsarm niedergebracht.

Impressionen


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Bild 1: Spundwandkasten des Anlieferbunkers
 
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Bild 2: Spundwandkasten des Anlieferbunkers
 
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Bild 3: Spundwandkasten des Anlieferbunkers
 
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Bild 4: Spundwandkasten des Anlieferbunkers

Die Spundbohlen binden in ca. 11,0–12,0 m Tiefe in die sogenannten Lauenburger Tone ein. Diese natürlich vorhandene Abdichtung verhinderte das Eindringen des unterhalb der Tonschicht anstehenden gespannten Grundwassers in die Baugrube, wodurch ein Grundbruch der Baugrubensohle verhindert wurde.

Das Eindringen von Grund- und Schichtenwasser oberhalb der Baugrubensohle auf ca. -11,0 m wurde durch die wasserdichten Schlösser der Spundwandbohlen verhindert. Das restliche einsickernde Grund- und Schichtenwasser sowie das Tagwasser wurden mittels offener Wasserhaltung abgepumpt.

Die Sohle des Anlieferbunkers besteht aus einer 1 m dicken wasserundurchlässigen Stahlbetonsohle. Die Wände des Anliefer(tief)bunkers wurden gegen die Spundwandbohlen als verlorene Schalung ebenfalls mit wasserundurchlässigem Stahlbeton betoniert.

Die Bunkersohle auf -2,00 m ist gründet auf die alte vorhandene flach gegründete Maschinenhaussohle aus den 1950er Jahren.

Die Stahlbetonwände des Bunkers wurden in Gleitbauweise errichtet. Dies erfolgte in zwei Abschnitten. Da Anfang Dezember 2007 im Bereich des Kesselhauses Baufreiheit für Los 1 (Kesselbauer) bestehen musste, wurde in einem 1. Abschnitt der Bunker von Achse 5 bis 3 von -2,00 m bis auf +50,00 m geglitten. Ab Februar 2008 wurde dann der restliche Teil zwischen Achse 3 bis 1 in Gleitbauweise erstellt.

Impressionen


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Bild 5: 1.Gleitabschnitt Achse 5-3
 
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Bild 6: 1.Gleitabschnitt Achse 5-3
 
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Bild 7: 1.Gleitabschnitt Achse 5-3
 
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Bild 8: 1.Gleitabschnitt Achse 5-3

Zur horizontalen Aussteifung der Stb.-Bunkerwände wurden abschnittweise die Stahlbetondecken erstellt. In Bild 8 ist die mit Schwerlasttürmen eingeschalte Decke auf +21,08 m im Bereich der Kranausfahrt zu sehen.

2.2. Kesselhaus

Auch die Kesselhaussohle wurde auf die vorhandene Maschinenhaussohle aus den 1950er Jahren gegründet. In einigen Bereichen musste der Baugrund durch Massenbeton ertüchtigt werden. Im Bereich des Kesselhauses wurden das Betriebsgebäude und der Speisewasserpumpenraum in Stahlbetonbauweise errichtet (Bild 11 und 12).

Impressionen


Kesselhaussohle
Bild 9: Kesselhaussohle
 
Kesselhaussohle
Bild 10: Kesselhaussohle
 
Kesselhaus
Bild 11: Blick vom Treppenturm in das Kesselhaus auf das Betriebsgebäude (rechts) und auf den Speisewasserpumpenraum (links)
 
Kesselhaus
Bild 12: Blick von Bunkerwand Achse 5 in das Kesselhaus mit dem Betriebsgebäude

2.3. Treppenturm

Auch der Treppenturm mit Aufzugschacht wurde in Gleitbauweise erstellt. Die Treppenläufe und –podeste wurden nach dem Gleiten als Stahlbetonfertigteile montiert. Die Höhe des Treppenturmes beträgt ebenfalls ca. 50 m.

Impressionen


Treppenturm
Bild 13: Treppenturm
 
Treppenturm
Bild 14: Treppenturm

2.4. Abgasreinigung, Siloverladung, Schornsteinfundament

Die Gründung der Abgasreinigung, Siloverladung und Schornstein erfolgte auf Bohrpfählen aus Vollverdrängungspfählen. Auf den Pfählen wurden Stahlbeton-Balkenroste hergestellt auf denen dann Stahlbeton-Fundamentplatten verschiedener Dicken gegründet wurden.

Impressionen


Abgasreinigung
Bild 16:
Im Vordergrund die Gründung der Abgasreinigung, im Hintergrund Bunkerwand Achse 5

3. Baumassen

Parallel zur Herstellung der Tief- und Rohbauarbeiten MKK wurde im gleichen Zeitraum ein Werkstattgebäude errichtet.

Die Matthäi Bauunternehmen GmbH Co. KG hat dieses Bauvorhaben in Arbeitsgemeinschaft ausgeführt. In Spitzenzeiten (Gleitphasen) waren an beiden Gebäudeteilen bis zu 100 Mitarbeiter in Einsatz.

An beiden Bauteilen wurden verbaut:

800  m2 Spundwände einschl. Aussteifung des Spundwandkastens
(ca. 12 m Tiefe – ca. 300 t Profilstahl)
2.300  m3 Erdaushub und Auffüllung
2.100  m2 Feinplanum
12.100  m3 Ortbeton
2.350  t Bewehrungsstahl
35.290  m2 Schalung (davon 50 % Gleitschalung Treppentürme
und Bunkerwände)
5.050  m2 Innenputz
2.000   t Stahlbetonfertigteile, Spannbetonfertigteilbinder,
Spannbetonfertigteildecken
500  m2 Alu-Fensterfassaden
700  m2 wärmedämmende Trapezblechfassade
1.700  m2 Flachabdichtung inkl. NRA-Auflagen (10 Stk.)
100  Stk. Tür- und Torelemente (teilweise mit Brandschutzanforderung)
50  t Stahlbau- und Schlosserarbeiten (Kranbahnträger, Geländer)


Impressionen


Werkstattgebäude
Werkstattgebäude


Stahlbetonfertigteile

Stützen 40/40 cm mit Konsolen, Höhe bis 13,0 m
Doppelfiligranwände d=30 cm, Höhe bis 13,0 m
Spannbetonfertigteilbinder, Spannweite 23,0 m

 

Bauzeit:
Juli 2007 – Dezember 2008

Auftraggeber:
swb Erzeugung Gmbh & Co. KG, Bremen